BlogbeitragEntdecke die Macht des Raumes

Entdecke die Macht des Raumes
Raum geben – was ist das eigentlich? Raum geben, zuhören, innehalten, ohne zu reagieren, etwas Gesagtes einfach stehen lassen, wie es ist, und erst mal spüren. Wir sind fast immer zu schnell. Reagieren direkt, unterbrechen, bieten Antworten, Lösungen, geben wir uns selbst und anderen wenig Raum. Dabei braucht es den, damit wirklich Neues entstehen kann.
  • Weshalb Teamtage mehr Mut und weniger Planung brauchen.

    Unsere Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren bereits sehr verändert. Dass es wichtig ist, das sich Teams regelmäßig Zeit nehmen für Teamtage, ist inzwischen in vielen Unternehmen und Organisationen Konsens.

    Warum es wichtig ist, dass Menschen, die zusammen arbeiten, auch Raum zum Austausch brauchen, haben vermutlich auch viele Unternehmer:innen und Führungskräfte verstanden, im besten Fall die Vorteile erfahren und organisieren und unterstützen diese Aktivitäten.

    Auch wir als Team der ideenmanufaktur haben im Laufe der letzten Jahre etliche Teamtage und Events miteinander erlebt. Es waren ganz unterschiedliche Formate und Erlebnisse dabei. Kanufahren, auf Arbeitsstrukturen und Prozesse schauen, viele Weihnachts- Geburtstags-, Garten- und Einweihungspartys, diverse Restaurant-, Ausstellungs-, Kultur- und Festivalbesuche, an Zukunftsthemen arbeiten, zusammen Grillen, kochen und Cocktails machen… You name it. Alle haben ihre Berechtigung. 
    Warum es aber wichtig ist, diese Tage oder Zeiten nicht bis auf die letzte Minute zu verplanen und in dieser Zeit nicht nur auf das Business, Zahlen, Fakten, Ziele und das WAS zu schauen, habe ich am letzten Donnerstag tatsächlich auch als Teilnehmende mit meinem eigenen Team erlebt.
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    Was haben wir am Teamtag gelernt?

    Und von diesen Learnings möchte ich kurz berichten. Ich bin ja selbst oft mit Teams unterwegs und führe als Moderatorin, Beraterin, Teamcoach oder Organisationsentwicklerin durch diese Tage. Dabei gibt es immer auch Ziele, einen formulierten Bedarf und oft auch den Wunsch und die Beschreibung, was hinterher anders sein darf. Damit verbunden ist auch die Erwartung, dass „etwas passiert“ und mit meiner/unserer Arbeit im besten Fall sich etwas verändert und besser wird. Bei mir führt das gern dazu, dass ich diese Tage kontrollieren möchte, in der tief verwurzelten Annahme, wenn ich oder wir – mein Berater:innenteam – gut vorbereitet sind, wir möglichst viel Wissen, viele spannende Methoden und Tools in den Tag packen, kann nichts schief gehen. Ein Stück weit mag das so sein und funktionieren. Dennoch kommen da meine altgelernten Muster der „Druckbetankung“ sowie mein Anspruch auf Vollständigkeit immer wieder durch. Und vielleicht auch der gefühlte Anspruch, dass die Teams ja auch etwas Greifbares, Nachhaltiges bekommen sollen für ihr Geld.

    Learning Am letzten Donnerstag ist mir als Teilnehmende nochmal sehr bewusst geworden, dass unsere eigentliche Aufgabe als Prozessbegleiter:innen ist, den Teams und Menschen, mit denen wir arbeiten, den Raum zu geben und zu halten, den sie für ihre eigne Entwicklung brauchen. Den Raum geben für ihre eigenen Themen, Entwicklungsfelder, Wünsche, Bedürfnisse, Ängste und Ärger. Da ist meist so viel, was da ist und gesehen werden darf. Es braucht uns also eher dafür, immer wieder diese Räume für Austausch zu öffnen, den Blick zu erweitern für andere Sichtweisen von denen wir alle davon profitieren können.

    Learning Die eine oder andere Übung ist sicher hilfreich, gerade wenn es darum geht, wie wir Kopfarbeiter:innen es schaffen, den Fokus immer wieder bewusst in unsere Körper zu bekommen, um uns und unsere vielen, starken und gleichzeitigen Emotionen zu spüren, zu verstehen und den Körper als riesiges Netzwerk und Nervensystemwunder verstehen und nutzen zu können. Was ich selbst immer wieder erlebe, und auch am Teamtag so empfunden habe, wie unterstützend es ist, Input in die Teams zu geben, dass sie auf ihrem Weg der Erkenntnis und Verständigung unterstützt. Sei es durch Tools, Infografiken oder Modelle, die illustrieren, wie wir Menschen funktionieren, unsere Biologie, unser Hirn, Nervensystem erklären, unsere Kommunikation verstehbar machen, aber auch Methoden, die komplexe Situationen sichtbar machen, sei es durch Aufstellungsarbeit im Raum oder auf dem Brett oder andere Formen der Visualisierung.

    Learning Die richtigen Begleiterinnen sind entscheidend, wie ein Teamtag verläuft, wie Menschen sich wohl und angenommen fühlen, vertrauen und sich öffnen können. Unsere Kolleg:innen und freien Mitarbeiter:innen Anne van Dülmen und Marcel Junker aus unserem OE-Team begleiteten uns am Donnerstag wirklich wunderbar durch diesen Tag und haben es meisterlich geschafft, die gute Balance zu finden aus Raum geben, anleiten und Input. Unter der sensiblen Führung der beiden entstanden wertvolle Momente, an die wir uns im Alltag immer wieder erinnern werden, die den Blick auf uns selbst und das Verständnis für einzelnen Kolleg:innen verändert haben.

    Learning Es braucht eben nicht die vollgepackte Agenda und die Haltung des Konsums „ mehr ist mehr und mehr ist besser“ sondern auch hier ist das Geheimnis die Reduktion an den richtigen Stellen.

    Learning Geholfen haben uns gute Gespräche im Vorfeld, in denen wir uns Zeit genommen haben, zu spüren, was wir selbst fühlen und brauchen, welche Bedürfnisse wir im Team sehen und was wir mit den unterschiedlichen Sichtweisen machen. Der kleinste gemeinsame Nenner war groß genug und ausreichend für unseren Teamtag.

    Learning Auch die Wahl des Ortes ist entscheidend. Ein Ort oder Raum hat maßgeblich Einfluss darauf, wie wir uns fühlen. Mit der Wahl des Ortes stellen wir die Weichen für einen Tag. Für uns war Dom Wilka in Mühlenbeck ein perfekter Ort, um nah an der Natur zu sein, Weite, Ruhe, Raum, Wärme und Licht zu haben, zu entschleunigen, gut miteinander in Verbindung zu kommen und manches aus einer anderen Perspektive betrachten zu können.
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    Learning Eine wichtige Erkenntnis an diesem Tag war, dass wir plötzlich einen völlig neuen Blick auf unsere eigenen, internen Projekte bekamen, die wir auf einem Teamtag 2022 anlässlich unseres 20. Geburtstages starteten. Für die wir am Ende immer zu wenig Zeit hatten und die sich in der Rückschau als zäh anfühlten. Umso größer war die Überraschung, als wir feststellten, dass alle Projekte erfolgreich umgesetzt worden waren – ohne dass es uns wirklich bewusst war. Nach vielen Jahren dualer Ausbildung, bilden wir inzwischen selbst aus und haben viele Möglichkeiten von Weiterbildungen installiert, unsere digitale Sichtbarkeit vergrößert, den Bereich Organisationsentwicklung ausgebaut, haben alternative Arbeitsformen ausprobiert und nutzen die passenden, wann immer es gewollt und gebraucht wird, haben unser Team geografisch nach Nord und Süd erweitert und sind in alle Richtungen gewachsen.

    Learning Die wirkliche Überraschung war unser gemeinsamer blinder Fleck für unseren eigenen Erfolg. Wir haben uns keine Zeit genommen für Retros und Auswertungen. Dabei ist uns der Blick für die ganzen schönen Entwicklungen und Erfolge abhandengekommen. Ist das zu glauben?
     
    Learning Damit uns das nicht mehr passiert, werden wir zukünftig öfter mal innenhalten, zurückschauen auf die Wege, die wir zurückgelegt haben und die Erfolge, die sich eingestellt haben. Und wir werden öfter mal feiern, uns und all das, was wir gemeinsam bewegen – im Kleinen wie im Großen.
     
    Learning Es ist faszinierend, wie unterschiedlich unser Erleben ist, je nachdem in welcher Rolle wir gerade unterwegs sind. Deshalb gilt das letzte Learning in diesem Beitrag dem Perspektivwechsel. Wir können manchmal nicht einfach die Rolle wechseln, aber die Perspektive. Wir können uns mit Empathie in Menschen und Situationen versetzen, um zu fühlen und zu verstehen, was gebraucht wird. Und wir können uns aus unser Rolle heraus miteinander austauschen, um uns gegenseitig zu unterstützen, einander besser zu verstehen. Unabhängig davon, ob es um Zahlen, Herangehensweisen, Bedürfnisse oder Wahrnehmungen geht.
    In jedem Fall, unabhängig wie ihr euren nächsten Teamtag gestalten werdet, wo ihr sein werdet oder was ihr inhaltlich vorhabt – vergesst den Spaß, Genuss und das Glitzern nicht.

    Und wenn ihr Beratung und Unterstützung braucht, meldet euch gern.

    Eure Jana