News20 Jahre ideenmanufaktur –
Ein Interview

20 Jahre ideenmanufaktur – Ein Interview
Jana & Martin – Schwester und Bruder, meine Chefs, meine Mentor*innen, Wegbegleiter*innen, Freunde und Gründer*innen der ideenmanufaktur. Vor 20 Jahren haben die beiden der ideenmanufaktur das Leben eingehaucht.
  • Für eine Agentur bedeuten 20 Jahre schon etwas – eigentlich nicht nur für eine Agentur, finde ich. Ich habe zu Beginn meiner Berufszeit schon einmal in einer Agentur gearbeitet und weiß, die Agenturlandschaft verändert sich stetig. Zwischendrin habe ich felsenfest behauptet, niemals mehr auf Agenturseite arbeiten zu wollen. Dass bei der ideenmanufaktur wiederum Werte, Ansichten, Personen, Kunden für mich mehr als stimmen, hat unser Gespräch zu 20 Jahren ideenmanufaktur nur noch einmal verfestigt und mir bestätigt, dass hier der richtige Platz für mich ist.

    Als die Idee aufkam, Jana und Martin mit einem Interview zu Werdegang und Zukunft zu löchern, haben sie nicht sofort „HIER“ geschrien. Im Gegenteil, sich in den Vordergrund zu spielen, ist überhaupt nicht ihr Ding. Dabei können sie stolz sein, auf das, was sie aufgebaut haben. Und tatsächlich wurden durch das Team spannende Fragen gestellt, denn wir sind ja alle erst an ganz unterschiedlichen Bojen dazu gestoßen.
  • 20 Jahre ideenmanufaktur – Ein Interview: Bild 2
  • Nils
    Als Autodidakten habt ihr die Agentur gegründet – mit welchem Gefühl seid Ihr da ran gegangen? Ich stelle mir das herausfordernd vor, weil man vieles vorher vielleicht noch nicht gemacht hat. Bis heute gilt, geht nicht - gibt’s nicht. Was ist da euer Erfolgsgeheimnis? Was ist eure Motivation dahinter und was sind da eure Treiber?
     
    Martin
    Am Anfang war es wahrscheinlich ein wenig jugendliche Unbekümmertheit (lacht). Das ist ein bisschen so, wie mit dem Frosch der in einen Topf mit Wasser gesetzt wird und der wird erwärmt. Wir hatten einfach Zeit, uns trotz der vielen neuen Aufgaben anzupassen – es war meist eher eine Anforderung, aber selten eine Überforderung. Wir haben es geschafft, mit dem, was uns zur Verfügung stand, mit der Haltung mit der wir da ran gegangen sind, uns immer wieder Neues zu erarbeiten. Was uns von Anfang an ausgezeichnet hat, war auch, dass wir neugierig auf die Dinge waren und wir immer schon viele Fragen gestellt haben. Das ist einfach ein Teil unserer DNA, dass wir immer wieder versuchen, den Sachen auf den Grund zu gehen. Das führte eben auch zu der Erkenntnis, die sicherlich gewachsen und nicht neu ist, dass im Grunde genommen eine gut formulierte Aufgabe ja schon die Hälfte der Lösung ist. In dem Moment, wo wir uns Klarheit darüber verschafft haben, was unsere Kunden von uns wollen und brauchen, ist eigentlich die Lösung in uns schon entstanden und gereift. Anschließend war es mehr oder weniger ein Abarbeiten dieser Lösungen, sich Unterstützung holen, Lernen, Dinge ausprobieren. Natürlich sind auch Dinge mal schief gegangen, überraschenderweise selten, aber aber so funktioniert ja agiles Arbeiten – dann verbessert man den Fehler halt wieder. Und das ist auch überhaupt nicht schlimm.

    Fragen stellen, neugierig sein, offen bleiben, sich gegenseitig stützen. Für uns – Jana und mich – war es auch immer wichtig, dass wir uns beide hatten und dass wir uns gegenseitig gesagt haben, dass wir das schon irgendwie hinkriegen. Mal war der eine, mal der andere einfach auch ein bisschen mutiger.
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  • Sabine
    Wenn wir von Werten reden, haben diese sich in der ganzen Zeit auch mal verändert?
     
    Jana
    Ich glaube die grundlegenden Werte haben sich nicht wirklich verändert. Was vielleicht mit dem zunehmenden Selbstbewusstsein hinzugekommen ist, ist das Gefühl für den eigenen Wert. Das war etwas, was uns immer beschäftigt hat:

    Sind wir gut genug? Wie können wir unseren Kunden ausreichend bieten, immer mit dem Patchwork-Lebenslauf und einem defizitären Gefühl mit im Gepäck?

    Es hat lange gebraucht, um einordnen zu können, dass das Studium sicherlich ein guter und sicherer Weg ist, aber dass es auch viele andere Möglichkeiten gibt, sich Wissen anzueignen und zu Lernen. Das wird einem ja nicht beigebracht, dass es einfach viele unterschiedliche Lerntypen gibt und dass Schule und Studium eben nur ein Weg sind – ein sehr populärer und nachvollziehbarer und für alle Seiten auch transparenter Weg. Aber mit dem, was wir uns angeeignet haben und wie wir an Dinge herangegangen sind, müssen wir uns nicht verstecken. Am Anfang hatten wir Schwierigkeiten damit, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel ist unsere Arbeit wert und wieviel können wir bspw. als Honorar verlangen. Mit dem Bewusstsein des eigenen Wertes, dass gute Arbeit einen Wert hat, der sich durch Wertschätzung in vielen Dingen, aber auch in einer fairen, angemessenen Bezahlung widerspiegelt. Das wollen wir auch insgesamt als Agentur – in alle Richtungen – und versuchen das in einer guten Balance zu halten.
     
    Sabine
    Wie ist Euer Gefühl dabei, die Entwicklung der ideenmanufaktur zu sehen? Ihr habt als Zweierteam gestartet in eurem Zuhause, später in einer dazu gemieteten Wohnung, …. und jetzt sind wir hier in einem wunderschönen Büro.
     
    Jana
    Ich muss sagen, mir ging es oft zu langsam. Martin war dagegen eher ein etwas vorsichtiger und war da tatsächlich auch der passende gute Gegenpart. Wir haben nie ausprobiert, den Fuß von der Bremse zu nehmen. Aber vielleicht gäbe es uns jetzt auch nicht mehr…
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  • Martin
    Ich wäre ja auch gerne nicht immer der Bremser gewesen, aber ich hatte das Gefühl, wenn ich den Fuß von der Bremse nehme, dann werden wir zu schnell und es kommt ein ungesundes Tempo rein. Wir sind beide eher energiegeladen und wollen viel, aber ich habe immer eher versucht zu gucken, wie gleisen wir ein System strukturiert auf, so dass unser System das auch verträgt.

    Wir wollten auch eigentlich auch gar nicht gründen. Es war zumindest nicht geplant.

    Wir waren keine Gründer in dem Sinne, dass das schon immer unser Lebenssinn, -zweck oder Wunsch war oder wir irgendwann Unternehmer sein wollten. Das war für einfach der einzige Weg, den wir sahen, um das machen zu können, was wir machen zu wollen.

    Dafür brauchten wir eine Hülle. Alle anderen Wege, bspw. über Werkverträge oder Honorarverträge, waren eher limitierend durch Vorschriften und Regelungen oder fehlende Versicherungen. Und natürlich ist das Vertrauen in eine Firma oft größer als in eine Einzelperson. Wir wollten immer Gestalten, das hat uns Spaß gemacht. Somit mussten wir uns unseren eigenen Rahmen schaffen. Das fing anfangs eher klein an und auch nicht mit einer strategischen 5-Jahresplanung, sondern eher mit Blick auf das, was sich anbot. Ich erinnere mich, dass wir natürlich auch Gespräche mit Leuten von außen hatten, die uns beraten und gesagt haben „ihr braucht einen Businessplan“ - da war schon ein bisschen Verwunderung dabei, wie wir unser Business aufziehen.
     
    Jana
    Ich habe tatsächlich diesen Unternehmensberater vor ein paar Jahren wieder getroffen. Er war nach wie vor überrascht. Er fand uns super. Er fand auch das, was wir realisiert haben, super. Aber er hätte nie im Leben geglaubt, dass aus der ideenmanufaktur einmal ein „anständiges“ Unternehmen würde (lacht).
     
    Sabine
    Ist dieses „anständige“ Unternehmen nun das, was ihr euch so vorgestellt habt damals? Oder habt ihr weitere Pläne, wie stellt ihr euch die Zukunft vor für die ideenmanufaktur?
     
    Martin
    Was mich zieht und was mich auch immer wieder begeistert, sind einfach die Menschen in unserem Umfeld. Ich kriege das ja aus anderen Systemen mit, wie schwer es ist, so viele tolle Menschen auf einem Haufen zu versammeln, die natürlich sehr verschieden sind, aber trotzdem ähnliche Werte teilen und leben. Das ist etwas, was ich einfach sehr schätze. Ich habe immer das Gefühl, hier ist einfach ein gutes Miteinander. Und natürlich sind wir auch hier, um kreativ zu sein, um Leistung zu erbringen, Projekte nach vorne zu bringen und gute exzellente Arbeit zu machen, aber trotzdem sind hier alle immer Menschen. Und das ist etwas, was uns beide – Jana und mich – antreibt und hält.
     
    Jana
    Das kann ich komplett unterschreiben. Menschen um uns herum sagen ja oft „ihr arbeitet ja auch wirklich viel – wie schafft ihr das? Was gibt euch die Energie?“

    Das seid tatsächlich auch ihr (blickt in die Runde). Jetzt gleich ein Tränchen im Knopfloch (lacht). Und euch allen zuzuschauen, was ihr macht, wie ihr euch entwickelt, was da in euch steckt, von dem wir und auch ihr manchmal noch gar nicht wusstet …
     
    Martin
    Ja, das ist glaube ich etwas, was die Agentur hier toll macht, was für uns auch das Besondere daran ist. Wir dürfen hier mit tollen Menschen zusammen sein, zusammen arbeiten und dürfen so ein bisschen daran teilhaben und mitbestimmen, wo die Reise hingeht. Das ist einfach großartig. Da ist natürlich auch ne Menge Respekt für das ganze System, das wir bewahren und beschützen wollen. Ich habe immer das Gefühl, wir können uns auf euch alle verlassen. Wir wissen, dass ihr uns beisteht. Das habt ihr auch schon mehr als deutlich gezeigt in der Vergangenheit.
     
    Jana
    Dieses relativ unscheinbare Wort VERTRAUEN hat für uns etwas Verbindendes.. Das wir zu 100% vertrauen können und ihr glaube ich auch untereinander vertraut, das ist etwas, was wirklich besonders ist. Selbst wenn Dinge passieren, jemand mal enttäuscht oder verletzt ist oder man sich missverstanden fühlt. Wir haben es geschafft, eine gute Kultur zu entwickeln, darauf nicht sitzen zu bleiben, sondern wieder in Verbindung zu kommen. Das erlebe ich wirklich als großes Geschenk und bin da auch richtig richtig doll dankbar. Das ist eben etwas, was man sich nicht kaufen kann.

    Je älter ich werde, desto mehr merke ich tatsächlich auch, das ganz viel von dem, was ich mir früher noch gewünscht hätte an Mehr, an Größe, an Höhe, an Internationalität, verliert an Bedeutung.

    Weil ich weiß, dass das Wichtige gefüllt ist mit den richtigen Dingen.
  • Katja
    Hattet ihr einmal drüber nachgedacht, ob ihr euch noch vergrößern möchtet?

    Martin
    Wachstum war für uns per se nie ein Ziel oder Antrieb. Wir hatten nie den Wunsch oder die Vorstellung, wir wollen irgendwann 50 Angestellte haben. Wir sind eher gewachsen, weil sich Beziehungen, Chancen und Projekte ergeben, weil sich Themen und Technologien weiterentwickelt haben und Projekte auch größer und umfangreicher wurden, für die wir einfach Unterstützung gebraucht haben.

    Jana
    Wir haben im Moment eine Größe, die für uns passt. Da ist noch ein wenig Luft, aber es hat einfach Grenzen. Wir können irgendwann nicht mehr mit der Leichtigkeit führen, wenn das Team viel größer wird. Wir möchten eben nicht nur Geschäftsführer sein, sondern wir wollen auch in unseren Projekten arbeiten, ganz nah dran sein, an dem was passiert. Natürlich müssen wir einen Teil unserer Arbeit für strategischer Weiterentwicklung, Personalentwicklung und Buchhaltung aufwenden, aber wenn wir doppelt so viele oder mehr Mitarbeiter*innen hätten, verschiebt sich einfach alles. Das, was wir hier haben, fühlt sich immer noch so gut und passend an.
  • 20 Jahre ideenmanufaktur – Ein Interview: Bild 9
  • Isabel
    Meine Frage ist eher etwas Politisches: ich merke einfach in meiner Bubble, dass politische Themen und Stimmen lauter werden, gerade auf Instagram. Egal ob Klimakrise, Feminismus, Black lifes matter, man kann das mittlerweile so schwer trennen. Wie seht ihr das, gewinnt das in der Zukunft mehr an Bedeutung? Muss man als Agentur mehr Stellung beziehen? Muss man, auch hinsichtlich der Kunden, vorsichtig sein?
     
    Martin
    Wir kommen aus einer Ecke, wo Überzeugungen und Werte schon immer eine sehr große Rolle gespielt haben. Wir haben uns in all den Jahren immer wieder überlegt, ob und welche Themen zu uns passen, welche Projekte wir vertreten können – oder auch nicht. Natürlich war es für uns immer die Abwägung zwischen dem, was für uns moralisch vertretbar ist und was nicht. Das nach außen zu präsentieren oder Statements abzugeben, mit welchem Ziel? Für uns intern ist ganz klar: wir haben eine Haltung und wir wollen uns ganz klar freiheitlich, demokratisch, humanistisch positionieren, wir wollen nachhaltig handeln usw. – wir sind aber keine politischen Meinungsmacher.
     
    Jana
    Wir haben unsere Werte und entsprechend reagieren wir auf bestimmte Themen und engagieren uns. Martin seit vielen Jahren ehrenamtlich im Bereich Medien- und Digitalkompetenz für Kinder und Jugendliche beim meredo.eV. tätig, ich arbeite seit mehreren Jahren bei MentorMe als ehrenamtliche Mentorin, da mir die Förderung und Vernetzung von Frauen sehr am Herzen liegt. Wir haben 2015 und in den darauffolgenden Jahren Flüchtlingsfamilien und Unterkünfte unterstützt, nutzen seit jeher grünen Strom und stellen bewusst Menschen ein, deren Lebensläufe nicht immer geradlinig sind – weil uns das eben wichtig ist.

    Wir müssen nichts verstecken und wir würden uns nicht verbiegen, um bestimmte Aufträge zu bekommen. Das würde im Prozess sowieso auffallen.

    Darum ist es für uns wichtig, sich am Anfang gut kennen zu lernen, um zu sehen, ob man zusammenpasst oder nicht.
     
    Martin
    Für mich ist das Handeln wichtiger, als das „Zurschaustellen“. Wobei ich das auch nicht negativ bewerten will. Wenn ihr als Team das Gefühl, das Bedürfnis oder den Wunsch habt, hey wollen wir uns als Agentur dazu positionieren, bitte sprecht es an. Das ist auf jeden Fall etwas, das wir dann in der Runde besprechen.
     
    Jana
    Es kamen ja auch in der Vergangenheit immer mal wieder Impulse, die wir dann aufgegriffen haben, wo eben ein Diskurs entstanden ist, der ja auch immer wieder spannend ist. Vielfalt leben, heißt eben auch, dass Menschen, Kolleg*innen unterschiedliche Meinungen haben dürfen, auch wenn man selbst ein bisschen braucht, um zu verstehen.
     
    Jessica
    Könntet Ihr Euch vorstellen, noch mehr Mitarbeiter einzustellen? Bzw. mit noch mehr Freelancern zusammen zu arbeiten?

    Martin
    Hier haben wir keinen strategischen Plan. Wir werden eher schauen, ob sich Situationen oder Settings ergeben, die es erforderlich machen, dass wir ein größeres Team brauchen. Wenn Verstärkung für neue Kunden oder Projekte benötigen, werden wir aber natürlich reagieren..
     
    Jana
    Neue Mitarbeiter heißt auch, dass wir noch mehr und gezielt sehr viel Energie in Akquise und Vertrieb stecken müssten. Dann müssten wir wahrscheinlich auch Aufträge annehmen, auf die wir nicht so viel Lust haben. Was dann möglicherweise auch auf unsere Arbeit abfärben würde. Wir überlegen ja inzwischen sehr genau, was zu uns passt. Das was wir nicht mehr wollen in unserem Leben, ist mehr Druck, als sowieso vorhanden ist.
     
    Martin
    Am besten ist Recruiting sowieso über unser Netzwerk. Wenn ihr sagt, ihr kennt da jemanden. Das hat nachweislich am besten funktioniert (lacht).

    Das Recruiting aus dem erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis hat auch nachhaltig dazu geführt, dass ihr heute da seid, und das macht auch die besondere Stimmung.

    Also, grundsätzlich ist Wachstum nicht ausgeschlossen, aber nicht um jeden Preis.
     
    Isabel
    Ihr habt ja in den 20 Jahren unzählige Projekte umgesetzt. Gibt es so ein Projekt, wo ihr euch noch besonders erinnert, was euch nachhaltig geprägt hat oder auch schief gegangen ist? Und gibt es einen Kunden, mit dem ihr unbedingt einmal zusammenarbeiten würdet?
     
    Jana
    Also ich habe tatsächlich ein Projekt, woran ich mich total gerne erinnere – das ist unser Vogelhäuschen-Baum für den NaBu. Weil es sowohl vereint als auch unsere Identität ausmacht. Es gab einen Sinn, es war eine wirklich gute, kreative Idee, durch unser gesamtes Team innovativ umgesetzt, unterstützt durch unsere ganze Familie und digital verlängert.

    Unser Showstopper war ganz am Anfang der Umbau der Büchergilde, oder? (lacht)
  • 20 Jahre ideenmanufaktur – Ein Interview: Bild 11
  • Martin
    Ich glaube, ich kann nicht so ein Leuchtturmprojekt nennen. Begeistert haben mich schon immer große Webprojekte. Es ist ein tolles Gefühl, wenn wir da etwas fertiggebracht haben und auch nach Jahren noch merken, dass wir wirklich etwas geschaffen haben. Vielleicht ist die Website nach 5-6 Jahren vom Look&Feel nicht mehr topaktuell, aber das Konzept, die Idee und die Gedanken, die wir da eingebracht haben, die waren so nachhaltig, dass die Seite auch heute noch gut ist und funktioniert. Das erfüllt mich immer wieder mit Stolz. Und klar, die ganzen großen Veranstaltungen – das ist immer so ein bisschen wie Ausnahmezustand.

    Jana
    Ich habe noch eins: „Die Woche der Sonne“ fand ich super – diese 300 Pappkameraden auf der Palastwiese. Das war auch voll auf die 12! Was am nachhaltigsten und langfristigen zu sehen ist, ist unser Logo der Parkraumbewirtschaftung. Ist schon so lange her (2010) und steht immer noch. Inzwischen haben wir schon für so viele tolle Menschen, Brands und Unternehmen gearbeitet. Das hätten wir uns früher niemals vorstellen können.
  • 20 Jahre ideenmanufaktur – Ein Interview: Bild 13
  • Martin
    Mir sind die Brands ja immer gar nicht so wichtig.

    Ich habe für mich festgestellt, dass mir wichtig ist, mit den richtigen Leuten zusammen zu arbeiten. Das ist es, was mich inspiriert.

    Es macht einfach total Spaß, wenn man so einen Flow entwickelt – auch zusammen mit dem Kunden.
     
    Jana
    Das geht mir ähnlich. Früher wollte ich tatsächlich immer mehr Glamour. Da hat sich wirklich was verändert, gerade mit den größeren, umfangreicheren und ernstzunehmenden Projekten und mit dem Reinschnuppern in bestimmte Branchen. Mit zunehmendem eigenen Bewusstsein hat sich der Fokus vom Außen ins Innen verschoben. Mit so wunderbaren Menschen arbeiten zu dürfen und wenn ich nach einem langen, vielleicht auch anstrengenden Workshop denkst “Wow, das ist meine Arbeit!” – das ist so zauberhaft (emotional).
     
    Katja
    Was meint Ihr denn, wo die Reise in der Medienwelt hingehen wird?
     
    Jana
    Aufs Segelboot (lacht)
     
    Martin
    Es wird sich immer weiter auffächern, immer ortsunabhängiger, agiler, individueller werden – diese Trends sind ja seit Jahren erkennbar. Was ich so ein bisschen spüre ist, auch im Zeichen von Klimakrise etc., dass mehr ressourcenorientierter geschaut wird, was wirklich neu sein muss?

    Wie können Services individuell, aber trotzdem nachhaltig sein? Also vorhandene Dinge weiterentwickeln, Synergien schaffen und Dinge zusammenbringen.

    Was das für die Medienwelt bedeutet? Ich denke nicht, dass wir eine Umkehrung erfahren werden hin zu weniger Kanälen – im Gegenteil, es wird sich immer weiter diversifizieren. Es wird auch weiterhin große Player geben, die sich aber immer weiter auffächern hin zu Special Interest.
     
    Jana
    Ich glaube die Arbeitswelt wird generell in vielen Bereichen an Komplexität zunehmen. Es ist nicht mehr so, dass künftige Generationen einen Beruf erlernen und den führt man sein ganzes Leben lang aus. Es ist eine permanente Weiterentwicklung, ein Lernen – verbunden mit großem Leistungsdruck. Wir sind ja nach wie vor Menschen und wir müssen auch auf den Menschen in uns Acht geben. Somit werden die ganzen Soft-Themen, wie Teamentwicklung und Führungskultur, Menschen stärken, entwickeln, wie gehen wir mit Problemen um, wenn Überforderung da ist und Motivation fehlt – ich glaube diese Themen werden weiter zunehmen.
     
    Sabine
    Abschließend noch eine Frage, schaut ihr mit Zuversicht in die Zukunft?
     
    Jana
    Wir haben ja in den letzten 2 Jahren die unterschiedlichsten Herausforderungen vor die Tür gestellt bekommen. Und wir haben die Tür aufgemacht und sie angenommen. Auch davor hatten wir immer wieder schon Situationen oder Wachstumsschübe, Lernkurven, Schmerzen, Überraschungen und haben das alles mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln, Ressourcen, auf die wir im Umfeld zurückgreifen können, gut gemeistert. Deswegen bin ich positiv zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft mit euch gemeinsam gute Entscheidungen treffen werden. Dass wir unseren Weg und einen guten Kurs finden werden – bei dem der Druck in den Segeln nicht ständig Schieflage bedeutet und wir komfortabel segeln können.

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